07.10.1941

Aus der Ereignismeldung UdSSR Nr. 106

(...)

II. Exekutionen und sonstige Maßnahmen

Einmal auf Grund der wirtschaftlichen Besserstellung der Juden unter bolschewistischer Herrschaft und ihrer Zuträger- und Agentendienste für das NKWD, zum anderen wegen der in Kiew erfolgten Sprengungen und der daraus entstandenen Großfeuer, war die Erregung der Bevölkerung gegen die Juden außerordentlich groß. Hinzu kommt, daß Juden sich nachweislich an der Brandlegung beteiligt hatten. Die Bevölkerung erwartete deshalb von den deutschen Behörden entsprechende Vergeltungsmaßnahmen. Aus diesem Grunde wurden in Vereinbarung mit dem Stadtkommandanten sämtliche Juden Kiews aufgefordert, sich am Montag, den 29.9. bis 8.00 Uhr an einem bestimmten Platz einzufinden. Diese Aufrufe wurden durch die Angehörigen der aufgestellten ukrainischen Miliz in der ganzen Stadt angeschlagen. Gleichzeitig wurde mündlich bekanntgegeben, daß sämtliche Juden Kiews umgesiedelt würden.

In Zusammenarbeit mit dem Gruppenstab und 2 Kommandos des Polizeiregiments Süd hat das Sonderkommando 4a am 29. und 30.9. 33771 Juden exekutiert. Geld, Wertsachen, Wäsche und Kleidungsstücke wurden sichergestellt und zum Teil der NSV zur Ausrüstung der Volksdeutschen, z. T. der kommissarischen Stadtverwaltung zur Überlassung an bedürftige Bevölkerung übergeben. Die Aktion selbst ist reibungslos verlaufen. Irgendwelche Zwischenfälle haben sich nicht ergeben Die gegen die Juden durchgeführte "Umsiedlungsmaßnahme" hat durchaus die Zustimmung der Bevölkerung gefunden. Daß die Juden tatsächlich liquidiert wurden, ist bisher kaum bekannt geworden, würde auch nach den bisherigen Erfahrungen kaum auf Ablehnung stoßen. Von der Wehrmacht wurden die durchgeführten Maßnahmen ebenfalls gutgeheißen. Die noch nicht erfaßten, bzw. nach und nach in die Stadt zurückkehrenden geflüchteten Juden werden von Fall zu Fall entsprechend behandelt.

Gleichzeitig konnte eine Reihe NKWD-Beamter, politischer Kommissare und Partisanenführer erfaßt und erledigt werden.

Die Bandera-Männer hatten durch die vor Kiew seitens der Kommandos erfolgten Festnahme an Stoßkraft verloren, und es wurde eine Betätigung bisher nur im Verteilen von Flugblättern und Ankleben von Plakaten festgestellt.

3 Festnahmen sind erfolgt, weitere eingeleitet.

Seitens des Gruppenstabes sowie des Sonderkommandos 4a und des ebenfalls in Kiew eingerückten Ersatzkommandos 5 wurde sofort die Verbindung mit den zuständigen Stellen aufgenommen. Mit diesen Stellen wurde eine laufende Zusammenarbeit erzielt und in täglichen Besprechungen die aktuellen Probleme durchgesprochen. Über die Tätigkeit der Einsatzkommandos muß bei der Fülle des Materials jeweils durch entsprechende Tätigkeitsberichte im Einzelnen berichtet werden.

III. Shitomir, Aktionen gegen die Juden.

Nachdem auf Vorschlag des Sonderkommandos 4a seitens der Feldkommandantur eine räumlich begrenzte Zusammenziehung der Juden Shitomirs erfolgt war, konnte festgestellt werden, daß gleichzeitig damit eine merkliche Beruhigung eintrat, wie z. B. auf den Märkten usw. Gleichzeitig flauten bisher sich hartnäckig haltende Gerüchte stark ab und es schien, als ob mit der Zusammenfassung der Juden damit auch einer kommunistischen Propaganda weitgehend der Boden entzogen wäre. Bereits nach einigen Tagen stellte es sich jedoch heraus, daß nur räumliche Zusammenfassung der Juden ohne Errichtung eines Ghettos nicht genügte und in kurzer Zeit die alten Schwierigkeiten wieder auftauchten. Von verschiedenen Dienststellen liefen Klagen über das freche Verhalten der Juden auf der Arbeitsstelle ein. Es konnte festgestellt werden, daß eine rege Propaganda unter den Ukrainern, die besagte, daß die Rote Armee sehr bald die ihr entrissenen Gebiete wieder zurückerobern würde, ihren Ausgangspunkt aus dem Judenviertel nahm. Die örtliche Miliz wurde des Nachts und auch bei Tage aus dem Hinterhalt beschossen. Weiter wurde festgestellt, daß Juden ihr Hab und Gut in Geldeswert umtauschten und die Stadt verließen, um in die westliche Ukraine - d. h. in Gebiete, wo bereits eine Zivilverwaltung besteht - hinüberzuwechseln. Alle genannten Erscheinungen konnten festgestellt werden, die betreffenden Juden wurden jedoch in den seltensten Fällen gegriffen, da sie genügend Möglichkeiten hatten, sich einem Zugriff zu entziehen. Es fand deshalb am 10.9.1941 eine diesbezügliche Besprechung mit der Feldkommandantur statt, in deren Ergebnis beschlossen wurde, die Judenschaft von Shitomir endgültig und radikal zu liquidieren, da alle bisherigen Verwarnungen und Sondermaßnahmen keine fühlbare Entlastung gebracht hatten.

Am 19.9.41 wurde das Judenviertel ab 4.00 Uhr früh geräumt, nachdem es am Abend vorher von 60 Mann ukrainischer Miliz umstellt und abgesperrt worden war. Der Abtransport erfolgte mit 12 LKW, von denen einen Teil die Feldkommandantur bzw. die Stadtverwaltung von Shitomir zur Verfügung gestellt hat. Nachdem der Abtransport erfolgt war und die notwendigen Vorbereitungen mit Hilfe von 150 Gefangenen getroffen worden waren, wurden insgesamt 3145 Juden registriert und exekutiert (...)

Quellen:

  1. H. A. Jacobsen
    Der Weg zur Teilung der Welt
    Koblenz/Bonn 1977, S. 124f.

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