NO-3824

Paul Blobel: Eidesstattliche Erklärung (2)

Paul Blobel
Paul Blobel
EIDESSTATTLICHE ERKLAERUNG[1]

Ich, Paul B l o b e l , erklaere, schwoere und sage aus :

1. Ich bin am 13. August 1894 in POTSDAM geboren. Ab Juni 1941 bis Januar 1942 war ich Chef des Sonderkommandos 4 A.

2. Nachdem ich von dieser Aufgabe abgelöst worden war, hatte ich mich in BERLIN bei SS Obergruppenfuehrer HEYDRICH und Gruppenfuehrer Mueller zu melden und wurde im Juni 1942 von Gruppenfuehrer MUELLER mit der Aufgabe betraut, die Spuren von Exekutionen der Einsatzgruppen im Osten zu verwischen. Mein Befehl lautete, mich persoenlich bei den Befehlshabern der Sicherheitspolizei und SD zu melden und ihnen MUELLER's Anordnung muendlich weiterzugeben und die Durchfuehrung zu beaufsichtigen. Dieser Befehl war Geheime Reichssache und es war von Gruppenfuehrer MUELLER angeordnet, dass wegen der strengsten Geheimhaltung dieser Aufgabe keinerlei Schriftwechsel gefuehrt werden duerfte.[2] Im September 1942 meldete ich mich bei Dr. THOMAS in KIEW und uebermittelte ihm den Befehl. Die Durchfuehrung der Aufgabe konnte nicht sofort erfolgen, einerseits, weil Dr. THOMAS abgeneigt war, diesen Befehl durchzufuehren, andererseits, weil das zur Verbrennung der Leichen benoetigte Material nicht vorraetig war. Im Mai und Juni 1943

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machte ich weitere Reisen nach KIEW in dieser Angelegenheit und dann, nach Besprechungen mit Dr. THOMAS und mit SS und Polizeifuehrer HENNECKE wurde die Durchfuehrung des Auftrages vorgenommen.

3. Bei meinem Besuch im August besichtigte ich selbst die Verbrennung von Leichen in einem Massengrab bei KIEW. Dieses Grab war ungefaehr 55 m lang, 3 m breit und 2 1/2 m tief. Nachdem die Decke abgehoben worden war, wurden die Leichen mit Brennstoff bedeckt und angezuendet. Es dauerte ungefaehr zwei Tage bis das Grab niedergebrannt war. Ich selbst habe gesehen, dass das Grab bis zum Boden durchgeglueht war. Danach wurde das Grab zugeworfen und alle Spuren waren damit so gut wie verwischt.

4. Wegen des Anrueckens der Front war es nicht moeglich, die weiter im Sueden und Osten befindlichen Massengraeber, die von Exekutionen der Einsatzgruppen herruehrten, zu zerstoeren. Ich fuhr deswegen zur Berichterstattung nach BERLIN und wurde dann von Gruppenfuehrer MUELLER nach ESTLAND geschickt. Ich gab den gleichen Befehl an Oberfuehrer Dr. ACHAMER-PIFRADER in RIGA, sowohl als auch an Obergruppenfuehrer JECKELN. Zwecks Brennstoffbeschaffung kehrte ich nach BERLIN zurueck. Mit der Verbrennung der Leichen wurde erst im Mai oder Juni 1944 begonnen. Ich entsinne

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mich, dass diese Verbrennungen in der Gegend von RIGA und REVAL stattgefunden haben. Ich war bei einer Anzahl von diesen Verbrennungen in der Umgegend von REVAL anwesend, jedoch waren hier die Graeber kleiner und enthielten nur ungefaehr 20 bis 30 Leichen. Die Graeber in der Gegend von REVAL waren ungefaehr 20 oder 30 km oestlich der Stadt in sumpfigem Gebiet und ich glaube, dass vier oder fuenf solcher Graeber geoeffnet und die Leichen verbrannt wurden.

5. Befehlsgemaess haette sich meine Aufgabe ueber das ganze Gebiet der Einsatzgruppen erstrecken sollen, jedoch wegen des Rueckzuges aus Russland bin ich nicht zur Gesamtdurchfuehrung meines Befehls gekommen.

Ich habe obige Aussage, bestehend aus drei (3) Seiten in deutscher Sprache gelesen und erklaere, dass dies die volle Wahrheit nach meinem besten Wissen und Glauben ist. Ich hatte Gelegenheit, Aenderungen und Berichtigungen in obiger Erklaerung zu machen. Diese Aussage habe ich freiwillig gemacht, ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung und ich war keinerlei Zwang oder Drohung ausgesetzt.

Nuernberg, den 18. Juni 1947

[Unterschift]
Paul Blobel

Before me, Rolf Wartenberg, D-090064, a U.S. Civilian appeared Paul BLOBEL, to me known, who in my presence signed the foregoing "Eidesstattliche Erklaerung" (statement) consisting of three (3) pages in the German language and swore the same was true.

On the 18 th day of June 1947
[Unterschrift]
Rolf Wartenberg

Anmerkungen:

  1. Die Formatierung entspricht aus technischen Gründen nicht dem Original.
  2. Gemeint ist die so genannte "Aktion 1005" oder "Enterdungsaktion", mit der die Spuren der nationalsozialistischen Massenmorde verwischt werden sollten.

Siehe auch:

Quellen:

  1. John Mendelson (Hrsg.)
    The Holocaust, Selected Documents in Eighteen Volumes
    Band 10, S. 137ff
    New York/London 1982
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