31.10.1941

Betrifft: Judenexekutionen in Libau

Der Reichsminister
für die besetzten Ostgebiete

Berlin W 35, den 31. Oktober 1941
Rauchstr. 17/18
Fernsprecher: 219515 und 395046
Drahtanschrift: Reichsministerost

Nr. 1/2591/41
Es wird gebeten, dieses Geschäftszeichen und den
Gegenstand bei weiteren Schreiben anzugeben.

An den
Reichskommissar Ostland
in Riga
Hermann-Göring-Str. 26

Von Seiten des Reichs- und Sicherheitshauptamtes wird Beschwerde darüber geführt, daß der Reichskommissar Ostland Judenexekutionen in Libau untersagt habe. Ich ersuche in der betreffenden Angelegenheit um umgehenden Bericht.

Im Auftrag
gez. Dr. Leibbrandt

Beglaubigt
(Unterschrift unl.)
Regierungsinspektor


Der Reichskommissar f. d. Ostland
Riga, den 15. November 1941
IIa 4 M. 219/41 g

1. An den Herrn Reichsminister
f. d. besetzten Ostgebiete

Berlin
Rauchstr. 17/18

Betr. Judenexekutionen
Bez. Erlaß v. 31.10.41 I/259141
Berichterstatter: Reg.-Rat Trampedach

Ich habe die wilden Judenexekutionen in Libau untersagt, weil sie in der Art ihrer Durchführung nicht zu verantworten waren.

Ich bitte, mich zu unterrichten, ob Ihre Anfrage vom 31. Oktober als dahingehende Weisung aufzufassen ist, daß alle Juden im Ostland liquidiert werden sollen? Soll dieses ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht und wirtschaftliche Interessen (z. B. der Wehrmacht an Facharbeitern in Rüstungsbetrieben) geschehen? Selbstverständlich ist die Reinigung des Ostlandes von Juden eine vordringliche Aufgabe; ihre Lösung muß aber mit den Notwendigkeiten der Kriegswirtschaft in Einklang gebracht werden.

Weder aus den Anordnungen zur Judenfrage in der "braunen Mappe" noch aus anderen Erlassen konnte ich bisher eine solche Weisung entnehmen.

2 Wv. 1.12.41 L. Tr. 8.11.


Der Reichsminister
für die besetzten Ostgebiete

Berlin W 35, den 18. Dezember 1941
Rauchstr. 17/18
Fernsprecher: 219515 und 395046
Drahtanschrift: Reichsministerost

Nr. 1/1/156/41 geh. Reichssache
Es wird gebeten, dieses Geschäftszeichen und den
Gegenstand bei weiteren Schreiben anzugeben.
Tgb.-Nr. 394/41 gRS.

Geheime Reichssache

An den
Herrn Reichskommissar für das Ostland
Riga/Leitort Tilsit Adolf-Hitler-Straße

Betrifft: Judenfrage

Auf das Schreiben vom 15. November 1941

In der Judenfrage dürfte inzwischen durch mündliche Besprechungen Klarheit geschaffen sein. Wirtschaftliche Belange sollen bei der Regelung des Problems grundsätzlich unberücksichtigt bleiben. Im übrigen wird gebeten, auftauchende Fragen unmittelbar mit dem höheren SS- und Polizeiführer zu regeln.

Im Auftrag Bräutigam

Quelle:

  1. Poliakov/Wulf
    Das Dritte Reich und die Juden, S. 190.
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