789-PS, 23.11.1939

Besprechung beim Führer. Anwesend: alle Oberbefehlshaber

Der Führer trägt Folgendes vor:

Zweck der Zusammenkunft ist es, Ihnen Einblick zu geben in die Gedankenwelt, die mich angesichts der bevorstehenden Ereignisse beherrscht, und Ihnen meine Entschlüsse zu sagen. Der Aufbau der Wehrmacht war nur möglich im Zusammenhang mit der weltanschaulichen Erziehung des deutschen Volkes durch die Partei. Als ich meine politische Arbeit 1919 begann, basierte mein starker Glauben an den endgültigen Erfolg auf gründlicher Beobachtung der Zeitereignisse von damals und dem Studium der Ursachen der damaligen Geschehnisse. Deshalb habe ich auch bei Rückschlägen, die mir während meiner Kampfzeit nicht erspart blieben, niemals den Glauben verloren. Die Vorsehung hat das letzte Wort gesprochen und mir den Erfolg gebracht. Darüber hinaus hatte ich die klare Erkenntnis des voraussichtlichen Ablaufs der geschichtlichen Ereignisse und den festen Willen, brutale Entschlüsse zu ziehen. Der erste Entschluss war 1919, als ich nach langen inneren Kämpfen Politiker wurde und den Kampf gegen meine Feinde aufnahm. Das war der schwerste Entschluss von allen. Ich hatte aber die feste Überzeugung, dass ich mein Ziel erreichen würde. Vor allem strebte ich ein neues Ausleseverfahren an. Ich wollte eine Minorität heranziehen, die die Führung übernehmen sollte. Nach 15 Jahren habe ich das Ziel erreicht, nach schweren Kämpfen und vielen Rückschlägen. Als ich 1933 zur Macht kam, lag eine Periode des schwersten Kampfes hinter mir. Alles was vorher da war, hatte abgewirtschaftet. Ich musste alles neu reorganisieren, angefangen vom Volkskörper bis zur Wehrmacht. Erst innere Reorganisation, Beseitigung der Erscheinungen des Zerfalls und des defaitistischen Geistes, Erziehung zum Heroismus. Im Zuge der inneren Reorganisation nahm ich mir die zweite Aufgabe vor: Lösung Deutschlands aus den internationalen Bindungen. Zwei besondere Merkmale sind hierbei hervorzuheben: Austritt aus dem Völkerbund und Absage an die Abrüstungs-Konferenz. Es war ein schwerer Entschluss. Die Zahl der Propheten, die erklärten, es werde zur Besetzung des Rheinlands führen, war sehr groß, die Zahl der Gläubigen war sehr gering. Ich führte meine Absicht durch, gedeckt durch die Nation, die geschlossen hinter mir stand. Danach Befehl zur Aufrüstung. Auch hier wieder zahlreiche Propheten, die das Unglück kommen sahen, und nur wenige Gläubige. 1935 folgte die Einführung der Wehrpflicht. Danach Remilitarisierung des Rheinlands, wieder damals ein Vorgang, den man zunächst nicht für möglich hielt. Die Zahl derer, die an mich glaubten, war sehr gering. Dann Beginn der Befestigung des ganzen Gebiets, vor allen Dingen im Westen.

Ein Jahr später kam Österreich, auch dieser Schritt wurde für sehr bedenklich angesehen. Er brachte eine wesentliche Stärkung des Reichs. Der nächste Schritt war Böhmen, Mähren und Polen. Aber dieser Schritt war nicht in einem Zuge zu tun. Zunächst musste im Westen der Westwall fertiggestellt werden. Es war nicht möglich, das Ziel in einem Anhieb zu erreichen. Vom ersten Augenblick an war mir klar, dass ich mich nicht mit dem sudetendeutschen Gebiet begnügen könnte. Es war nur eine Teil-Lösung. Der Entschluss zum Einmarsch in Böhmen war gefaßt. Dann kam die Errichtung des Protektorats, und damit war die Grundlage für die Eroberung Polens gelegt, aber ich war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht im Klaren, ob ich erst gegen den Osten und dann gegen den Westen oder umgekehrt vorgehen sollte. Moltke hat seinerzeit oft die gleichen Überlegungen angestellt. Zwangsläufig kam es erst zum Kampf gegen Polen. Man wird mir vorwerfen: Kampf und wieder Kampf.

Ich sehe im Kampf das Schicksal aller Wesen. Niemand kann dem Kampf entgehen, falls er nicht unterliegen will. Die steigende Volkszahl erforderte größeren Lebensraum. Mein Ziel war, ein vernünftiges Verhältnis zwischen Volkszahl und Volksraum herbeizuführen. Hier muss der Kampf einsetzen. Um die Lösung dieser Aufgabe kommt kein Volk herum oder es muss verzichten und allmählich untergehen. Das lehrt die Geschichte. Zuerst Völkerwanderung nach Südosten, dann Anpassung der Volkszahl an den geringen Raum durch Auswanderung. In den letzten Jahren Anpassung der Volkszahl an den ungenügenden Raum durch Verminderung der Geburten. Dies würde zum Volkstod, zur Ausblutung fuhren. Geht ein Volk diesen Weg, so werden alle Schwachen mobilisiert. Man verzichtet auf Gewalt nach aussen und wendet die Gewalt gegen sich selbst an durch Tötung des Kindes. Das bedeutet die größte Feigheit, Dezimierung der Zahl und Entwertung. Ich habe mich zum anderen Weg entschlossen: Anpassung des Lebensraumes an die Volkszahl. Wichtig ist eine Erkenntnis: der Staat hat nur dann einen Sinn, wenn er der Erhaltung seiner Volkssubstanz dient. Bei uns handelt es sich um 82 Millionen Menschen. Das bedeutet größte Verpflichtung. Der, der diese Verpflichtung nicht auf sich nimmt, ist nicht wert, dem Volkskörper anzugehören. Dies gab mir die Kraft zum Kampf. Es ist ein ewiges Problem, die Zahl der Deutschen in Verhaltnis zu bringen zum Boden. Sicherung des notwendigen Raumes. Keine geklügelte Gescheitheit hilft hier, Lösung nur mit dem Schwert. Ein Volk, das die Kraft nicht aufbringt zurn Kampf, muss abtreten. Die Kämpfe sind anders geworden als vor 100 Jahren. Heute können wir von einem Rassenkampf sprechen. Heute kämpfen wir um Ölfelder, Gummi, Erdschätze usw. Nach dem Westfälischen Frieden war Deutschland zerfallen. Zersplitterung, Ohnmacht des deutschen Reiches war vertraglich festgelegt. Diese deutsche Ohnmacht wurde durch die Reichsgründung wieder beseitigt, als Preussen sich auf seine Aufgabe besann. Dann begann der Gegensatz gegen Frankreich und England. Seit 1870 ist England gegen uns. Bismarck und Moltke waren sich klar, dass noch einmal angetreten werden musste. Damals war die Gefahr des Zwei-Fronten-Krieges. Moltke war zeitweilig für den Präventivkrieg. Ausnutzung der langsameren Mobilmachung der Russen. Deutsche Wehrkraft war nicht voll ausgenutzt. Ungenügende Härte der führenden Personlichkeiten. Der Grundgedanke der Moltkeschen Plane war die Offensive. Er hat niemals an die Defensive gedacht. Nach Moltkes Tod wurden zahlreiche Gelegenheiten verpasst. Die Lösung war nur möglich durch Angriff gegen einen Staat bei günstigster Gelegenheit. Politische und militärische Leitung haben Schuld daran, dass die Gelegenheiten verpasst wurden. Die militarische Leitung erklärte immer, dass sie noch nicht fertig sei. 1914 kam der Mehr-Fronten-Krieg. Er brachte nicht die Lösung des Problems. Heute wird der zweite Akt dieses Dramas geschrieben. Zum ersten Ma1 seit 67 Jahren muss festgestellt werden, dass wir keinen Zwei-Fronten-Krieg zu führen haben. Es ist das eingetreten, was man sich seit 1870 gewünscht hat und tatsachlich fur unmoglich hielt. Zum ersten Ma1 in der Geschichte haben wir nur gegen eine Front zu kämpfen, die andere ist z.Zt. frei. Aber niemand kann wissen, wie lange es so bleibt. Ich habe lange gezweifelt, ob ich erst im Osten und dann im Westen losschlagen sollte. Grundsätzlich habe ich die Wehrmacht nicht aufgestellt um nicht zu schlagen. Der Entschluss zum Schlagen war immer in mir. Früher oder spater wollte ich das Problem lösen. Zwangslaufig wurde entschieden, dass der Osten zunachst zum Ausfall gebracht wurde. Wenn der Polenkrieg so schnell gelang, so lag es an der Ueberlegenheit unserer Wehrmacht. Ruhmvollste Erscheinung in unserer Geschichte. Unerwartet geringe Verluste an Menschen und Material. Jetzt wird die Ostfront mit wenigen Divisionen gehalten. Es ist eine Lage, wie wir sie früher als unerreichbar ansahen. Jetzt ist die Lage folgende: Der Gegner liegt im Westen hinter seinen Befestigungen. ::-:: Es ist keine Moglichkeit, ihn anzugreifen. ::-:: Entscheidend ist: wie lange können wir die Lage aushalten? Russland ist z.Zt. ungefahrlich. Es ist heute geschwächt durch viele innere Vorgänge. Ausserdem haben wir den Vertrag mit Russland. Verträge werden aber nur so lange gehalten, wie sie zweckmassig sind. Russland wird sich nur so lange daran halten, als es Russland selbst für sich für gut hält. Auch Bismarck hat so gedacht. Man denke an den Rückversicherungs-Vertrag. Jetzt hat Russland noch weitgehende Ziele, vor allen Dingen Stärkung seiner Position in der Ostsee. Wir konnen Russland nur entgegentreten, wenn wir im Westen frei sind. Ferner strebt Russland Stärkung seines Einflusses auf dem Balkan an ::-:: und strebt nach dem Persischen Golf. Das ist auch das Ziel unserer Aussenpolitik. ::-:: Russland wird das tun, was es für sich für gut halt. Augenblicklich ist der Internationalismus zurückgetreten. Falls Russland darauf verzichtet, wird es zum Panslawismus übergehen. Es ist schwer in die Zukunft zu sehen. Tatsache ist, dass z.Zt. die russische Wehrmacht geringen Wert hat. Für die nächsten ein oder zwei Jahre wird der jetzige Zustand bestehen bleiben.

Vie1 hängt ab von Italien, vor allem von Mussolini, dessen Tod alles ändern kann. Italien hat grosse Ziele für Befestigung seines Imperiums. Träger dieser Idee sind ausschliesslich der Faschismus und der Duce personlich. D&rHof steht ablehnend dem gegenuber. Solange der Duce lebt, so lange kann damit gerechnet werden, dass Italien jede Moglichkeit wahrnehmen wird, seine imperialistischen Ziele zu erreichen. Es ist aber von Italien zu vie1 verlangt, wenn es eingreifen soll, bevor Deutschland die Offensive im Westen ergriffen hat; ebenso hat Russland erst eingegriffen, als wir in Polen einmarschiert waren. Sonst denkt Italien, dass Frank­ reich sich nur mit Italien beschaftigt, da Deutschland hinter seinem Westwall sitzt. Italien wird erst eingreifen, wenn Deutschland selbst gegen Frankreich offensiv vorgegangen ist. Ebenso wie der Tod Stalins kann der Tod des Duce uns Gefahren bringen. Wie leicht der Tod einen Staatsmann treffen kann, habe ich selbst vor kurzem erlebt. Die Zeit muss ausgenutzt werden, sonst steht man plötzlich vor einer anderen Situation. So lange Italien diese Haltung einnimmt, ist Gefährdung durch Jugoslawien nicht zu befürchten. Ebenso ist die Neutralität Rumaniens durch die Haltung Russlands gewährleistet. Skandinavien ist durch marxistische Einflüsse uns feindlich, ist aber jetzt neutral. Amerika ist infolge seiner Neutralitätsgesetze noch für uns ungefährlich. Die Stärkung des Gegners durch Amerika ist noch unwesentlich. Die Haltung Japans ist noch unsicher, es ist noch nicht sicher, ob es sich gegen England einstellen wird.

Alles geht darauf hinaus, dass jetzt der Moment günstig ist, in 6 Monaten kann es aber vielleicht nicht mehr so sein.

Als letzten Faktor muss ich in aller Bescheidenheit meine eigene Person nennen: unersetzbar. Weder eine militärische noch eine zivile Persönlichkeit könnte mich ersetzen. Die Attentatsversuche können sich wiederholen. Ich bin überzeugt von der Kraft meines Gehirns und von meiner Entschlusskraft. Kriege werden immer beendigt nur durch Vernichtung des Gegners. Jeder, der anders denkt, ist unverantwortlich. Die Zeit arbeitet fur den Gegner. Jetzt ist ein Kräfteverhaltnis, das sich für uns nicht mehr verbessern, sondern nur verschlechtern kann. Der Gegner wird nicht Frieden schliessen, wenn das Krafteverhältnis für uns ungünstig ist. Keine Kompromisse. Härte gegen sich selbst. Ich werde angreifen und nicht kapitulieren. ::-:: Das Schicksal des Reiches hängt nur von mir ab. ::-::

Ich werde danach handeln. Heute haben wir noch Ueberlegenheit, wie wir sie nie gehabt haben. Nach 1914 haben unsere Gegner von sich aus selbst abgerüstet. England hat den Ausbau seiner Flotte vernachlässigt. Die Flotte ist nicht mehr gross genug, um die Schifffahrtswege zu sichern. Nur zwei moderne Neubauten: Rodney und Nelson. Neubau-Tätigkeit nur bei den Washington-Kreuzern, die aber ein verfehlter Typ waren. Die neuen Maßnahmen können erst 1941 wirksam werden. Im Abessinien-Krieg hatte England nicht genügend Streitkrafte, um den Tana-See zu besetzen. Auf Malta, in Gibraltar und in London geringer Flak-Schutz. Seit 1937 Wiederbeginn der Aufrüstung. Zur Zeit aber nur eine geringe Zahl von Divisionen, die den Stamm bilden mussen fur neue Divisionen. Material für die Armee aus aller Welt zusammengesucht. Nicht vor nächstem Sommer ist ein positives Ergebnis zu erwarten. Die britische Armee hat nur symbolische Bedeutung. Die Luft-Aufrüstung ist im Gange. Im Frühjahr 1940 die erste Phase beendet. Die Flak hat nur Geschütze aus dem Kriege. Ein deutscher Flieger ist auf 6000 Meter vor der englischen Flak sicher. Die Marine wird erst in 1 - 2 Jahren aufgerüstet sein. Ich habe die grösste Erfahrung in allen Fragen der Aufrüstung und weiss, welche Schwierigkeiten man dabei überwinden muss.

Frankreich hat nach 1914 die Dienstzeit herabgesetzt. Nach 1914 Rückgang der Wehrkraft. Nur in einigen Spezialgeschützen ist es uns uberlegen. Nur die franzosische Marine wurde modernisiert. In der Nachkriegszeit verschlampte die französische Armee. Aenderung erst, als Deutschland aufrüstete und seine Forderungen ankündigte. Zusammenfassend:

1) Zahl der aktiven Verbande in Deutschland ist am grössten.

2) Ueberlegenheit der Luftwaffe.

3) Flak ausser jeder Konkurrenz.

4) Panzerwaffe.

5) Grosse Zahl der Tank-Abwehrgeschütze, fpnf ma1 so vie1 wie 1914 M.G.

6) Deutsche Artillerie hat durch das 10,5 Geschütz grosse Ueberlegenheit.

7) Französische Ueberlegenheit bei Haubitzen und Mörsern ist nicht vorhanden. Zahlenmassige Ueberlegenheit, aber auch der Wert der Truppe ist höher als bei den andern. Aufs tiefste gekrankt, als ich Urteil hörte, dass die deutsche Armee wertmässig nicht genüge. Infanterie habe in Polen nicht das geleistet, was man erwarten musste. Indisziplin. Ich glaube, dass Truppe in ihrem relativen Wert zum Gegner gewertet werden muss. Kein Zweifel, dass unsere Wehrmacht die beste ist. Jeder deutsche Infanterist ist besser als der französische. Keine Hurra-Begeisterung, aber zäher Wille. Es wurde mir gesagt, dass die Truppe nur dann vorging, wenn der Offizier vorging. 1914 war das aber auch so. Man sagt, wir waren damals besser ausgebildet. In Wirklichkeit waren wir nur auf dem Exerzierplatz besser ausgebildet, nicht aber für den Krieg. Der heutigen Führung muss ich das Kompliment machen, dass sie besser ist als 1914. Hinweis auf das Versagen bei dem Sturm auf Lüttich. Niemals gab es so etwas beim Feldzug in Polen.

5 Millionen Deutsche sind eingezogen. Was hat es zu sagen, wenn einzelne davon versagen. Wagemut bei Heer, Marine und Luftwaffe. Ich kann es nicht vertragen, wenn man sagt, die Armee ist nicht in Ordnung. Alles liegt in der Hand des militarischen Führers. Mit dem deutschen Soldaten kann ich alles machen, wenn er gut geführt wird. Mit unserer kleinen Marine ist es gelungen, die Nordsee von den Englandern frei zu fegen. Anerkennung der kleinen Marine, vor alölem des Ob.d.M.

Wir haben eine Luftwaffe, die es fertig gebracht hat, den ganzen deutschen Lebensraum zu sichern.

Landarmee hat Hervorragendes geleistet in Polen. Auch der Westen hat nicht gezeigt, dass der deutsche Soldat dem französischen unterlegen ist.

Revolution von innen ist unmöglich. Wir sind heute dem Gegner überlegen, auch zahlenmäßig im Westen. Hinter der Armee steht die stärkste Rustungsindustrie der Welt.

Mich bedrÜckt das immer starkere Inerscheinungtreten der Engländer. Der Engländer ist ein zäher Gegner. Vor allem als Verteidiger. Es besteht kein Zweifel, dass England spätestens in 6 - 8 Monaten mit einem Mehrfachen in Frankreich steht.

Wir haben eine Achilles-Ferse: das Ruhrgebiet. Vom Besitz des Ruhrgebiets hangt die Kriegführung ab. Wenn England und Frankreich durch Belgien und Holland in das Ruhrgebiet vorstossen, sind wir in höchster Gefahr. Das könnte zum Erlahmen des deutschen Widerstandes führen. Jede Hoffnung auf Kompromisse ist kindisch: Sieg oder Niederlage! Dabei geht es nicht um ein nationalsozialistisches Deutschland, sondern darum, wer künftig in Europa dominiert. Diese Frage ist des höchsten Einsatzes wert. Sicher werden England und Frankreich die Offensive gegen Deutschland ergreifen, wenn sie aufgerüstet sind. England und Frankreich haben Pressionsmittel, um Belgien und Holland dazu zu bringen, englische und französische Hilfe zu erbitten. In Belgien und Holland sind die Sympathien für Frankreich und England. Hinweis auf den Zwischenfall bei Venlo: der Mann, der erschossen wurde, ist nicht ein Engländer, sondern ein holländischer Generalstabsoffizier. Dies ist in der Presse verschwiegen worden. Die holländische Regierung hat gebeten, dass die Leiche des holländischen Offiziers ausgeliefert wird. Dies ist eine ihrer grössten Dummheiten: Die holländische Presse spricht nicht mehr von dem Zwischenfall. Zur gegebenen Zeit werde ich alles das ausnutzen und mein Vorgehen motivieren. Wenn die französische Armee in Belgien einmarschiert, um uns anzugreifen, ist es für uns zu spät. Wir müssen zuvorkommen. Noch ein anderer Grund: Uboot-Waffe, Minen-Waffe und Luftwaffe (auch für Minenwaffe) können England wirkungsvoll treffen, wenn wir eine bessere Ausgangslage haben. Jetzt erfordert ein Flug nach England so vie1 Brennstoff, dass nicht genugend Bomben geladen werden können. Bei der Marine ist die Erfindung einer neuen Mine von maßgebender Bedeutung. Die Flugzeuge werden jetzt Hauptminenträger sein. Wir werden die englische Kuste mit Minen verseuchen, die nicht geräumt werden können. Dieser Minenkrieg mit der Luftwaffe fordert eine andere Ausgangslage. England kann ohne seine Zufuhr nicht leben. Wir können uns selbst ernähren. Die dauernde Minenverseuchung der englischen Kiiste wird England auf die Knie zwingen. Dies kann aber nur erreicht werden, wenn wir Belgien und Holland besetzt haben. Es ist ein schwerer Entschluss für mich. Keiner hat das geschaffen, was ich geschaffen habe. Mein Leben spielt keine Rolle dabei. Ich habe das deutsche Volk zu grosser Hohe geführt, wenn man uns auch jetzt in der Welt hasst. Dieses Werk setze ich auf das Spiel. Ich habe zu wählen zwischen Sieg oder Vernichtung. Ich wähle den Sieg. Grösster historischer Entschluss, zu vergleichen mit dem Entschluss Friedrichs des Grossen vor dem 1. schlesischen Krieg. Preussen verdankt seinen Aufstieg dem Heroismus eines Mannes. Auch dort waren die nächsten Berater geneigt zur Kapitulation. Alles hing von Friedrich dem Grossen ab. Auch der Entschluss Bismarcks 1866 und 1870 war nicht minder gross.

Mein Entschluss ist unabänderlich. Ich werde Frankreich und England angreifen zum günstigsten und schnellsten Zeitpunkt. Verletzung der Neutralität Belgiens und Hollands ist bedeutungslos. Kein Mensch fragt danach, wenn wir gesiegt haben. Wir werden die Verletzung der Neutralität nicht so idiotisch begründen wie 1914. Wenn wir die Neutralität nicht verletzen, so tun es England und Frankreich. Ohne Angriff ist der Krieg nicht siegreich zu beenden. Ich halte es für allein möglich, den Kampf durch einen Angriff zu beenden. Die Frage, ob der Angriff erfolgreich sein wird, kann niemand beantworten. Alles hängt von der günstigen Vorsehung ab. Die militärischen Bedingungen sind günstig. Vorbedingung ist aber, dass die Führung von oben Beispiel einer fanatischen Entschlossenheit gibt. Wenn die Führung im Völkerleben immer den Mut gehabt hätte, wie ihn jeder Musketier haben muß, so gäbe es keine Mißerfolge. Wenn, wie 1914, Oberbefehlshaber schon Nervenzusammenbrüche hatten, was sollte man dann vom einfachen Musketier verlangen.

Alleinige Erkenntnis: Der Gegner muss geschlagen werden nur durch Angriff. Chancen sind heute anders als bei der Offensive 1918. Zahlenmäßig verfügen wir über mehr als 100 Divisionen. Menschenmäßig kann Ersatz gestellt werden. Die Materiallage ist gut. Was im übrigen heute nicht geschieht, muss morgen geschehen. Das Ganze bedeutet den Abschluß des Weltkrieges, nicht eine Einzelaktion. Es handelt sich nicht um eine Einzelfrage, sondern um Sein oder Nichtsein der Nation.

Ich bitte Sie, den entschlossenen Geist nach unten weiterzugeben.

1. Entschluss ist unabänderlich. 2. Nur Aussicht auf Erfolg, wenn ganze Wehrmacht geschlossen ist.

Der Geist der großen Männer unserer Geschichte muss uns alle beseelen. Von uns fordert das Schicksal nicht mehr als von den Großen der deutschen Geschichte. So lange ich lebe, werde ich nur an den Sieg meines Volkes denken. Ich werde vor nichts zurückschrecken und jeden vernichten, der gegen mich ist. Ich bin entschlossen, mein Leben so zu führen, dass ich anständig bestehen kann, wenn ich sterben muß.

Ich will den Feind vernichten. Hinter mir steht das deutsche Volk, dessen Moral nur schlechter werden kann. Nur wer mit dem Schicksal kämpft, kann eine günstige Vorsehung haben. In den letzten Jahren habe ich viele Beispiele der Vorsehung erlebt. Auch in der jetzigen Entwicklung sehe ich die Vorsehung.

Wenn wir den Kampf erfolgreich bestehen, - und wir werden ihn bestehen, - wird unsere Zeit eingehen in die Geschichte unseres Volkes. Ich werde in diesem Kampf stehen oder fallen. Ich werde die Niederlage meines Volkes nicht überleben. Nach außen keine Kapitulation, nach innen keine Revolution.

Quellen:

  1. Hans-Adolf Jacobsen
    Der Weg zur Teilung der Welt
    Koblenz/Bonn, 1977
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