NO-3145

Exekution von mindestens 50 000 Juden vorgesehen

[Ereignismeldung der Einsatzgruppen, 28.9.1941]

Einsatzgruppe C.
Standort Kiew

Vorkommando IV-A seit 19.9. unmittelbar mit kämpfender Truppe in Kiew. Gruppenstab ist am 24.9. nachgezogen. Als Sitz des Gruppenstabes Dienstgebäude NKWD, Strasse des 24. Oktober vorgesehen und sichergestellt. Gebäude heute früh geräumt und Notquartier im ehemaligen zaristischen Schloss genommen. Stadt beim Einzug der Truppen kaum zerstört. In Hauptstrasse zahlreiche Barrikaden und Hindernisse für Panzer angewandt. Auch sonst intensivste Verteidigungsanlagen innerhalb der Stadt.

Am 20.9. Zitadelle in die Luft geflogen, hierbei Artillerie-Kommandeur und Stab Tod gefunden.

Am 24.9. schwere Explosionen in den Räumen der Feldkommandantur, hierbei zum Ausbruch gekommenes Feuer noch nicht gelöscht. Feuer mitten im Zentrum. Wertvollste Gebäude zerstört. Bekämpfung bisher nahezu wirkungslos. Nunmehr Sprengungen zur Eindämmung. Feuer in nächster Nähe der Dienststelle. Aus diesem Grunde zwangsweise geräumt. Durch Sprengungen erhebliche Schäden in und am Gebäude. Detonationen dauern noch an. Auch Ausbruch von Bränden. Bisher 670 Minen in Gebäuden vorgefunden. Nach einem vorgefundenen Minenplan sämtliche öffentliche Gebäude und Plätze unterminiert, darunter auch angeblich Gebäude der zukünftigen Dienststelle. Gebäude intensivst durchsucht. Hierbei 60 Molotow-Flaschen Sprengmittel gefunden und beseitigt.

Im Lenin-Museum 70 Zentner Dynamit, deren Explosion durch Rundfunk ausgelöst werden sollte. Wiederholt beobachtet, daß im Augenblick der Übernahme von Gebäuden Brände ausgebrochen. Nachgewiesenermaßen Juden an den Brandstiftungen maßgeblich beteiligt. Angeblich 150 000 Juden vorhanden. Überprüfung dieser Angaben noch nicht möglich. Bei erster Aktion 1 600 Festnahmen, Maßnahmen eingeleitet zur Erfassung des gesamten Judentums, Exekution von mindestens 50 000 Juden vorgesehen. Wehrmacht begrüßt Maßnahmen und erbittet radikales Vorgehen.

Stadtkommandant öffentliche Hinrichtung von 20 Juden befürwortet. Größere Anzahl NKWD-Beamten, Polit.Kommissare, Partisanenführer und Partisanen festgenommen. Nach glaubwürdigen Informationen Zerstörungsbataillon der NKWD, sowie große Anzahl von NKWD-Männern in Kiew. Fühlung mit Wehrmacht und Behörden aufgenommen. Bei Einsetzung der Stadtverwaltung maßgeblich mitgewirkt. V-Männer eingebaut. Vorkommando des höheren SS- u. Pol.-Führeres eingetroffen. Ausführliche Berichte folgen.

Quellen:

  1. John Mendelson (Hrsg.)
    The Holocaust, Selected Documents in Eighteen Volumes
    New York/London 1982, Band 10, S. 23f
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